"Zum Handeln braucht es einen Impuls, ein Ziel"
KMBÖ Generalsekretär Reichart auf der AMG Akademie über "Wie kann ich handeln?"
„Zum Handeln braucht es einen Impuls, ein Ziel", sagte KMBÖ Generalsekretär Christian Reichart bei seinem Vortrag über „Wir reden nicht nur, wir handeln ..." beim Lehrgang „Strukturreform – Wir machen mit" der AMG-Akademie (Actio Missionis Gaudio, eine KMB-Gründung, siehe www.amg-akademie.at ) am 14. November 2014 im Stift Heiligenkreuz. Reichart legte dar: „Wir schätzen unser heutiges Kirchensystem und erleben gegenwärtig den Zusammenbruch des alten konstantinischen Kirchenbildes. Wenn es so gut ist, wäre es nicht so schnell zusammengebrochen. Wir sind gut in der Analyse. Wir wissen in den meisten Fällen, wo es hin gehen soll. Die Frage ist: Wie kann ich handeln", so der Generalsekretär.
Franz von Assisi – Theresa von Avila – Ehepaar Jägerstätter
Es gäbe in seinem Leben drei Personen, die ihm dabei Vorbild seien, skizzierte Reichart. Was hat den 1226 geborenen Franz von Assisi „bewegt, dass er etwas tut", fragte Reichart. „Er kam aus besten Verhältnissen, ist in einer Zeit aufgewachsen, wo ein großer Wandel stattfand – von der Landwirtschaft zum Handel. Er hat seinem ersten Impuls nachgegeben, hat eine Kapellenruine mit eigenen Händen wieder aufgebaut", so Reichart, der die TeilnehmerInnen sehr direkt fragte: „Wenn ich heute was tun soll, was möchte ich tun? Franziskus sagt, Geld behindert mich. Er geht zum Bischof, verlässt den Vater. Er ist einer, der entsprechend seiner Überzeugung handelt – und er fand Mitstreiter". Reichart forderte die ZuhörerInnen zum Denken heraus: „Ich sehe ein Problem: Ich geh einem Impuls nach, hab dann eine Lösung dafür".
Auch von der 1515 geborenen Theresa von Avila habe er für sein Handeln viel gelernt, so Reichart. „Sie lebt im Stift für wohlhabende Görlies, sieht, Krise erzwingt Veränderung. Ich muss was tun. Krise – Impuls – Handeln. Sie hat durchgesetzt, dass die Frauenklöster den Frauen selbst gehören. Es ging um Ernsthaftigkeit. Wenn Rebhuhn dann Rebhuhn. Sie lebt beim Handeln Konsequenz, erlebt Freude – die ist im Herzen. Das ist nicht Spaß – der ist im Kopf. Das ist keine Spaßgesellschaft". Und Reichart vergegenwärtigte: „Es braucht einen Impuls; der kommt meist über das Fühlen, die Emotion – und die braucht eine Bahn. Liebe braucht Antwort, braucht einen Impuls, ein Ziel", so Reichart.
„Das dritte ist das Ehepaar Jägerstätter. Nicht Franz Jägerstätter, sondern das Ehepaar Jägerstätter", betonte Reichart, der die TeilnehmerInnen fragte, was sie darüber wissen. Er ergänzte: „Die Frau wurde angefeindet, hat Stand gehalten". Erneut fasste er zusammen: „Zum Handeln braucht es einen Impuls, ein Ziel – Verbündete – einen langen Atem/Stehvermögen", bekräftigte Reichart und resümierte: „Es braucht eine Verpflichtung. Es wird Zweifel geben, denen die Selbstgerechtigkeit gegenübersteht. In der Kirche fehlt uns Zivilcourage. Da orientieren wir uns lieber am CIC (Kirchenrecht)". Reichart führte aus, jede menschliche Gesellschaft brauche einen König, wo die Macht sei; einen Priester, der das Amt wahrnehme, Kontinuität einbringe, schaue, was heute notwendig sei, und Propheten, die eine Vision haben.
„Ein Hören und ausgestreckt sein auf Gott, ein Schweigen und Empfangen, das ist Gebet"
Reichart gab den TeilnehmerInnen drei Fragen für die Gruppenarbeit auf den Weg: „Was würde ich tun wenn ich könnte? Was hindert? Was muss ich tun, damit ein Hindernis nicht mehr behindert?" Nicht die Arbeitsergebnisse, sondern die Frage: „Wie ist es uns ergangen" stand bei den anschließenden Berichten im Vordergrund. Dabei wurde klar, die Frage „Was möchte ich tun" sei schwierig zu beantworten, weil sie „so offen" sei, es öfters Hindernisse gäbe und es Gemeinschaft brauche. Bedeutsam sei auch die Qualität der Kontakte und ein gegenüber mit dem Eindruck: „Du bist mir wichtig. Ich trau dir was zu", so Reichart.
Wichtig sei, „mir andere zu suchen, die mit mir das Tun, was uns ein Anliegen ist. Den Anderen abwerten ist nicht hilfreich", bekräftigte Reichart. Gott sage: „Macht! Tut! Gott ist mit euch! Du bist erlöst! Das Gebet ist ein Apostolat der Freiheit. Immer wieder werden wir von anderen vorangetrieben". Es brauche „ein Hören und ausgestreckt sein auf Gott, ein Schweigen und Empfangen; das ist Gebet", schloss Reichart.
„Ich möchte für die Qualität, die er gebracht hat, nochmals um einen Applaus bitten", sagte ein AMG Mitarbeiter zu dem noch nicht ganz gesunden Reichart und dankte ihm für den „beachtlichen Vortrag". Ein anderer Teilnehmer meinte: „Das war der beste von allen bisherigen Referenten".
Franz Vock
Fotoserie
KMBÖ Generalsekretär Christian Reichart: „Zum Handeln braucht es einen Impuls, ein Ziel ..."
Reichart: „Ein Hören und ausgestreckt sein auf Gott, ein Schweigen und Empfangen; das ist Gebet"
Interessierte TeilnehmerInnen gehen den Fragen nach: Was ist mein Beitrag, mein Impuls, Ziel
In der Arbeitsgruppe wird der Frage nachgegangen: „Was würde ich tun wenn ich könnte?"
Jede menschliche Gesellschaft braucht einen König (Macht), einen Priester (Amt) und Propheten, die eine Vision haben.
Männer im Dialog